Geschichte

Hermann Glaser, Schul- und Kulturreferent der Stadt Nürnberg und Erich Steingräber, Generaldirektor des Germanischen Nationalmuseums gründeten 1968 das Kunstpädagogische Zentrum (KPZ) als Gesellschaft des bürgerlichen Rechts.

 

Gründerzeit
Angebote für Schulen, von der Grundschule bis zum Gymnasium und den beruflichen Schulen, standen zunächst im Mittelpunkt der museumspädagogischen Arbeit des KPZ. Das „DÜRERSTUDIO“ (1971) als Ergänzung zur großen Dürerausstellung im Germanischen Nationalmuseum sorgte überregional für Aufsehen. Neue Methoden eröffneten neue Zugänge zu Kunst und Kultur.

 

Erweiterung
1982 wurde zusätzlich die Abteilung „Erwachsene und Familien“ geschaffen, zunächst auf der Basis ehrenamtlicher freier Mitarbeiter. Seit dieser Zeit bietet das KPZ ein Programm für alle Altersgruppen und Bevölkerungsschichten. Mit „MERHABA“ (1984) gestaltete das KPZ im Germanischen Nationalmuseum eine der ersten Ausstellungen zum Thema Migration. Angebote für Menschen mit Migrationshintergrund – wie auch zuvor schon religionspädagogische Angebote – werden integrale Bestandteile des KPZ-Programms.

 

Strukturreform
Mit einem neuen Grundlagenvertrag (2002) schufen die Stadt Nürnberg und das Germanische Nationalmuseum zukunftsfähige Strukturen und Entscheidungswege. KPZ steht jetzt als Kürzel für „Kunst- und Kulturpädagogisches Zentrum der Museen in Nürnberg (KPZ)“. Ein Stab fester Mitarbeiter entwickelt und organisiert – in enger Verzahnung mit den Museen– vielfältige Vermittlungsangebote, die von freien Mitarbeitern eigenverantwortlich durchgeführt werden. Das KPZ versteht sich dabei als leistungsfähiger und flexibler Dienstleister für Besucher und Museen gleichermaßen. Es sorgt mit für einen intellektuell, sozial und physisch barrierefreien Zugang zum Museum.

50 Jahre KPZ

2018 feierte das KPZ sein 50-jähriges Bestehen!

Im Jubiläumsjahr präsentierten wir im KPZ-Foyer des Germanischen Nationalmuseums eine kleine Ausstellungsreihe zur Geschichte und zu ausgewählten Highlights unserer letzten 50 Jahre Kulturvermittlung im Museum. Im lockeren Wechsel waren historische Objekte, Dokumente, Erinnerungsstücke und museumspädagogische Vermittlungselemente aus unseren Archiven und Depots zu sehen. Den Abschluss bildete im Oktober und November – parallel zum feierlichen Festakt – eine große Installation rund um das Thema Kulturvermittlung. Dokumentiert sind die einzelnen Ausstellungsepisoden hier auf dieser Seite.   

 

 

Episode 1

Kindermalstunde

Das Prunkobjekt der ersten Ausstellungs-Episode bildet eine wirklich schwergewichtige und glanzvoll schimmernde Metalltafel. Sie stammt aus den späten 1960er Jahren und wurde von Michael Popp entworfen, dem ersten pädagogischen Leiter des KPZ. Sie hing ursprünglich am Eingang zu den KPZ-Räumen, im sogenannten Lapidarium des Germanischen Nationalmuseums. Heute befindet sich dort der Zugang zur Abteilung „Mittelalter“. Eingerahmt wird die KPZ-Tafel auf der rechten Seite von einem Originalschreiben Dr. Hermann Glasers, mit dem er Dr. Erich Steingräber zur Vertragsunterzeichnung am 26. März 1968 einlud. Auf der linken Seite finden sich Auszüge des Tätigkeitsberichts des Germanischen Nationalmuseums aus dem Jahr 1969. Der Text berichtet von den Aktivitäten und Arbeitsschwerpunkten des KPZ im ersten Jahr, die Abbildungen vermitteln einen Eindruck von den damaligen Arbeits- und Vermittlungsräumen.

Episode 2

Die zweite Ausstellungsepisode ist ganz der Kindermalstunde im Germanischen Nationalmuseum gewidmet. Am 19. April 1970 wurde sie erstmals angeboten und ist bis heute fester Bestandteil des KPZ-Angebots. Die ersten Malstunden fanden noch im Theodor-Heuß-Bau und von Oktober bis April immer am Sonntagvormittag (außer in den Ferien) statt. Sie richteten sich schon damals an Kinder ab vier Jahren und kosteten 1 DM. Durchgeführt wurden sie von Studierenden diverser Fachrichtungen, die in Dreierteams mit maximal 30 Kindern arbeiteten. Damals wie heute gilt:

„Aus pädagogischen und organisatorischen Gründen wollen wir mit den Kindern allein arbeiten. Geben Sie Ihren Kindern die Möglichkeit zur Selbstentfaltung und lassen Sie sie allein. [...] Den Kindern steht so viel Raum zur Verfügung, daß sie sich frei und ungehindert bewegen können. Die Räumlichkeiten sind so eingerichtet, daß die Kinder nicht durch Rücksichtnahme auf Sauberkeit und Ordnung in ihren Aktivitäten gehemmt werden. Auch Wände, Glasflächen, Boden u. a. dienen als Malflächen.“ (Zitate aus einem frühen Infoblatt zur Kindermalstunde)

Die Ausstellung zeigt originale Kinderkunstwerke aus den 1970er Jahren und einen Zeitungsausschnitt der Abendzeitung vom 21. April 1970 über die erste Kindermalstunde im Germanischen Nationalmusem.

Episode 3

Parallel zur Fußball-Weltmeisterschaft 2006 zeigte das Germanische Nationalmuseum eine Ausstellung mit dem Titel und der Fragestellung „Was ist deutsch?«. Anhand von fünf Themenfeldern konnten die Besucherinnen und Besucher Antworten auf diese vielschichtige Frage finden. Der Weg durch die Themen „Sehnsucht“, „Geist“, „Glaube“, „Charakter“ und „Vaterland“ streifte gängige Klischees ebenso wie verblüffende Einblicke in die Geschichte, ernsthafte Probleme wie ironische Brechungen deutscher Mentalität. Zu jedem dieser Themenfelder entwickelte und gestaltete das KPZ eine interaktive Station. In der dritten Episode unseres Rückblicks auf 50 Jahre musealer Vermittlungsarbeit haben Sie die Gelegenheit zwei der damaligen Stationen selbst auszuprobieren.

Gedanken-Spiel „Geist“ (linke Station)
Ein Stück deutsches Selbstbewusstsein beruht auf Geistesgrößen aus unterschiedlichen künstlerischen und wissenschaftlichen Disziplinen. Dieses Gedanken-Spiel übersetzt den Begriff „Geistesgröße“ in ein Bild und relativiert ihn gleichzeitig. Fast respektlos liefert es zu unterschiedlich hohen Sockeln eine bunte Mischung von anerkannten und populären Namen. So verwischen die Grenzen bewährter Kategorien. Namen und Sockel werden spontan austauschbar. Das Spiel regt dazu an, den eigenen, manchmal nicht offen zugegebenen Bewertungskriterien auf die Spur zu kommen.

Gedanken-Spiel „Vaterland“ (rechte Station)
Der Begriff „Vaterland“ hat für jeden eine andere Färbung und eine eigene Bedeutung. Insbesondere verschiedene Altersgruppen verbinden mit dem Begriff Unterschiedliches. Je nach kultureller Herkunft, politischer und religiöser Zugehörigkeit usw. werden sich bei den Besuchern eigene Assoziationen einstellen. Dieses Gedanken-Spiel ermöglicht bildhaftes Denken und Formulieren. Es überbrückt Sprachbarrieren und lädt zum Spielen, Vergleichen und schließlich zur Kommunikation ein. Besucherinnen und Besucher werden zu persönlichen Assoziationen angeregt und ordnen einzelnen Objekten und Materialien Wortkärtchen zu.

Schauen Sie vorbei, nehmen Sie Platz und spielen Sie!

Episode 4

Die Monsterwerkstatt war Teil des Dürer-Aktionsraums für Familien, den das KPZ begleitend zur Ausstellung „Der frühe Dürer“ im Germanischen Nationalmuseum 2012 eingerichtet hat. Die spielerische Vermittlung von Wissen und Fragen rund um das Thema Dürer stand dort im Mittelpunkt.

Die magnetischen „Monster-Teile“, die alle aus Dürerschen Holzschnitten stammen, lassen sich an der Wand zu immer neuen Monsterwesen zusammensetzen, wie auch Albrecht Dürer seine Monsterwesen in der „Apokalypse“ aus verschiedenen Tierelementen kombinierte: Hörner einer Ziege auf dem Kopf eines Löwen, die Flügel einer Fledermaus am Leib eines Reptils usw.

Lassen Sie sich vom Erfindungsreichtum und der Kombinierfreude Dürers anstecken und setzen Sie hier munter immer neue Monsterwesen zusammen, solange diese Installation noch im KPZ-Foyer auszuprobieren ist!

Episode 5

Scheuchenparade - über den Umgang mit der Angst

Im Sommer 1995 entstand im Großen Klosterhof des Germanischen Nationalmuseums ein Scheuchenfeld. Schülerinnen und Schüler notierten bei dieser KPZ-Aktion ihre Ängste auf ein Stück Papier, nähten es in ein Beutelchen ein und hängten es der selbstgebauten Abwehrscheuche um den Hals. Vorangegangen war ein Rundgang im Museum zu Toren, zu Möbeln, zu Türen, zu Geräten, zu Stuben und Zimmern, an denen sich Beispiele für Abwehrzauber entdecken ließen: Sprüche, Gesten, Zeichen und Fratzen. Im Laufe der Zeit entstand eine eindrucksvolle Scheuchenparade in einem Innenhof des Germanischen Nationalmuseums.

Das Angebot richtete sich an die 5. bis 7. Jahrgangsstufen aller Schularten und konnte vom 27.6. bis zum 21.7.1995 gebucht werden. Auszug aus dem Text des Werbeflyers: „Die Veranstaltung berührt ein ebenso wichtiges wie heikles Thema. Sie geht davon aus, daß auch Jugendliche – über die zeittypischen Existenzängste hinaus – ihre ganz persönlichen Ängste haben, über die sie nicht gerne sprechen oder die sie nicht gerne zugeben. Während kollektive Ängste heute ihr lautes Sprachrohr in der Öffentlichkeit finden, ist man mit anderen Ängsten vielfach alleine gelassen. Wir haben für unsere Veranstaltung eine dem Museum angemessene Form der Auseinandersetzung gewählt. Aus den von Schülern gestalteten und in Form einer Parade aufgestellten Scheuchen entsteht ein demonstratives Bollwerk gegen alles was uns (uns allen, jedem ganz persönlich) Angst macht. Diese Aktion benutzt zwar eine traditionelle Form (die der abschreckenden Fratzen/Gestalten), gibt ihr aber darüberhinaus einen identitätsstiftenden, aktuellen Sinn“.