10 x 10 ins Museum geh‘n!

Astrid Seichter

10 x 10 ins Museum geh‘n!

In den Schuljahren 2009/10 und 2011/12 hatten jeweils 10 Förderklassen die Möglichkeit je 10 Angebote des KPZ in verschiedenen Nürnberger Museen wahrzunehmen.

10 x 10 ins Museum geh'n – Projektrunde 2

Schuljahr 2011-12
Förderklassen ab der 5. Jahrgangsstufe
 

Projektbeschreibung

„10 mal ins Museum gehen!“, so lautete die Aufforderung für zehn Förderklassen von fünf Nürnberger Förderschulen im Schuljahr 2011/2012. Die Schüler der 5. bis zur 9. Jahrgangsstufe hatten die Möglichkeit jeweils 10 Angebote des KPZ in verschiedenen Nürnberger Museen wahrzunehmen. Das KPZ organisierte das Projekt und stellte Eigenmittel zur Verfügung. Ein Großteil der entstehenden Kosten wurde von der Sparkasse Nürnberg übernommen. Das an die Evangelische Hochschule Nürnberg angegliederte „Institut zur Praxisforschung und Evaluation“ führte die Evaluation des Projektes durch.

Ziel der Projektes war die nachhaltige kulturpädagogische Förderung der Klassen durch Impulsveranstaltungen.

Die Schülerinnen und Schüler der Förderschulen kamen meist aus sogenannten „bildungsfernen“ Familien. Das Projekt bot den einzelnen Schülerinnen und Schülern die Möglichkeit der kulturellen Teilhabe.

Evaluation des Projektes

Zweck

Bei der Evaluation des Projektes sollte die Wirksamkeit der kulturellen Teilhabe untersucht werden.
Welche Auswirkung hat der monatliche Kontakt mit Museen verschiedenster Art auf die Jugendlichen? Hat es Auswirkung auf ihre Kreativität, ihren eigenen künstlerischen Ausdruck, das Erkennen von interkulturellen Lebenszusammenhängen oder der Reflexion ihrer eigenen kulturellen Herkunft?

Inhalte und Aufbau der Studie

Der erste Teil der Evaluation setzte direkt bei den Jugendlichen an. Die einzelnen Schülerinnen und Schüler wurden über Fragebögen zweimal im Laufe des Projektes befragt. Die erste Befragung fand zu Beginn des Projektes statt, die zweite Befragung am Ende des Projektes. Ebenso wurden dazu parallel Klassen als Kontrollgruppe befragt, die nicht am Projekt teilnahmen. Der zweite Teil der Evaluation setzte bei den Lehrkräften der Klassen an. Die Fragestellungen der Bögen entwickelten sich aus der Definition des Begriffs „Kulturelle Bildung“ von Karl Ermert.

Der Schwerpunkt der Evaluation für das Projekt wurde auf die Förderung der eigenen Kompetenz der Lebensgestaltung gelegt. Das geschieht vor allem durch die Förderung der Kreativität, die Sensibilisierung für den eigenen künstlerischen Ausdruck, die Fähigkeit interkulturelle Lebenszusammenhänge zu erkennen und soziokulturelle Zusammenhänge zu entdecken.

Für die Evaluation wurden daraus vier Abfragefelder entwickelt, sogenannte Items.

  1. Kreativität
  2. Sensibilisierung für den eigenen künstlerischen Ausdruck
  3. Interkulturelle Lebenszusammenhänge
  4. Soziokulturelle Bildung

Jeder der 4 Items wurde dann jeweils in drei Opera, also konkrete Handlungsfelder unterteilt. Diese insgesamt 12 Operas bildeten sowohl für die Schülerfragebögen, als auch für die Tabellen der Lehrkräfte die Grundlage.
 

Auswertung der Evaluation

Die Ergebnisse der Schülerfragebögen werden innerhalb der Items dargestellt.

Zu A. Kreativität
Im Item Kreativität zeigte der Vergleich der Daten vom Oktober zu Juli aller drei Operas, dass die Jugendlichen sich in ihrer Selbsteinschätzung überwiegend gleich bewertet haben. Es gab keine relevanten Änderungen. Die Abweichungen ähneln dem Ergebnis der Kontrollgruppen. So wurde der Bereich Kreativität nicht durch die Museumsbesuche beeinflusst. Eine Klasse zeigte einen signifikanten Anstieg bei diesem Item, sie hatte allerdings auch drei Angebote gewählt, die das eigene künstlerischen Arbeiten förderten.

Zu B. Sensibilisierung für den eigenen künstlerischen Ausdruck
Das Ergebnis in diesem Bereich ist auffallend. Bei der Selbsteinschätzung der Jugendlichen blieben die Werte weitgehend gleich. Bis auf zwei Einzelwerte lagen die Werte immer unter dem signifikanten Bereich. Während die Lehrkräfte achtmal eine signifikante Veränderung beobachteten. Im Vergleich der Ergebnisse der teilnehmenden Gruppe zur Kontrollgruppe zeigten die Werte jedoch deutlich, dass die teilnehmenden Schülerinnen und Schüler deutlich mehr für den eigenen künstlerischen Ausdruck sensibilisiert waren.

Zu C. Interkulturelle Lebenszusammenhänge
Hier sind in jeder Klasse, in mindestens einem der 3 Operas eine signifikante Verbesserung der Werte zu erkennen, sowohl im Vergleich innerhalb einer Klasse von Oktober zu Juli, als auch im Vergleich zur Kontrollgruppe. Eine Ausnahme innerhalb der Kontrollgruppen sind hier zwei Klassen, die sich über den Lehrplan und durch das Interesse des Lehrers bedingt in diese Thematik deutlich eingearbeitet hatten, und somit zu ähnliche Ergebnisse aufzeigen konnten, wie die teilnehmenden Klassen.

Zu D. Soziokulturelle Bildung
In diesem Bereich sind ebenfalls in jeder Klasse, in mindestens einem der 3 Operas eine signifikante Verbesserung der Werte zu erkennen, sowohl im Vergleich innerhalb einer Klasse von Oktober zu Juli, als auch im Vergleich zur Kontrollgruppe.

Bewertung durch die Lehrkräfte (Auszug)
Bei 7 von 10 Kassen ist in der Beobachtung der Mittelwerte aller Schüler einer Klasse je Kalenderwoche eine stetig sich verbessernde Bewertung seitens der Lehrkräfte zu beobachten. Bei Klassen, deren Lehrkräfte während des gesamten Schuljahres ohne längere Fehlzeiten in der Klasse waren und somit kontinuierliche beobachten konnten, zeigt sich ein besonders stringenter Verlauf. Die Lehrkräfte beurteilten die einzelnen Schülerinnen und Schüler ausgewogen, so gab es einige Jugendliche, die einen deutlich höheren Erkenntnisgewinn hatten, als andere. Aber es gab auch Schülerinnen und Schüler, die bis zum Ende des Projektes durchgehend gleich durch die Lehrkraft beurteilt wurden. Beim Vergleich zu deren eigenen Fragebögen ergibt sich eine sehr ähnliche Selbsteinschätzung. Die Jugendlichen haben sich insgesamt weniger Veränderung zugestanden, als die Lehrkräfte beobachtet haben. Die Auswahl der Lektionen hatte einen großen Einfluss auf die Selbsteinschätzung der Schülerinnen und Schüler. So konnten die Klassen, die mehrere Angebote des KPZ zur Geschichte des Nationalsozialismus gebucht hatten, über die Lektionen einen Zuwachs im Erkennen von interkulturellen Zusammenhängen feststellen, den die Schülerinnen und Schüler selbst erkannten.

Fazit

Die Ergebnisse zeigen, dass über den Kontakt mit Kunst und Kultur nicht innerhalb eines Jahres Berge versetzt werden können, aber dass ganz realistisch, viele kleine Steine verschoben werden können bzw. ins Rollen gebracht werden können. Der intensive Kontakt mit kulturellen Angeboten im Museum wirkt sich positiv auf die Jugendlichen aus, der Effekt wird um so deutlicher, je engagierter die Lehrkraft sich in die Projekte mit einbringt und auch offen ist für Neues. Die Lehrkraft muss auch bereit sein, ihren Unterricht auf das Projekt auszurichten, bzw. das Projekt Einfluss auf das Geschehen im Klassenzimmer nehmen zu lassen.

Die Schülerinnen und Schüler werden in ihrer individuellen Entwicklung gefördert, je nach Schwerpunkt der besuchten Veranstaltungen. Je spezifischer die Angebote eingegrenzt werden, um so höher steigt der Einfluss innerhalb dieses Bereiches an.

Um auf die ausgehende Fragestellung nach der Förderung der eigenen Kompetenz der Lebensbewältigung einzugehen, um diese zu fördern bedarf es einer genauen Analyse der Defizite, um danach speziell zu diesem Bereich kongruierende Veranstaltungen in der Museumspädagogik auszuwählen, die dann die erwünschte Weiterentwicklung initiieren.

Kompletter Bericht der Projektrunde 2 als PDF

10 x 10 ins Museum geh'n – Projektrunde 1

Schuljahr 2009-10
Förderklassen 

Projektbeschreibung

Ausgewählte Klassen aus Förderschulen sollen im Schuljahr 2009/10 die Möglichkeit haben, KPZ-Veranstaltungen im Rahmen ihres Unterrichts zu nutzen. Als Richtgröße wurden 10 Veranstaltungen pro Klasse veranschlagt. Jede Gruppe wird durchgehend jeweils von einer Museumspädagogin betreut, die alle Veranstaltungen übernimmt. Damit soll ein kontinuierliches, an den Bedürfnissen der Kinder ausgerichtetes Arbeiten gewährleistet werden. Kosten für Eintritte und museumspädagogische Betreuung werden von einem Sponsor übernommen. Auswertungsgespräche begleiten das Projekt.

Ziel

Die Veranstaltungsreihen beabsichtigen eine nachhaltige kulturpädagogische Förderung durch Impulsveranstaltungen und nutzen die vielfältigen Möglichkeiten des außerschulischen Lernorts Museum.

Nachhaltige kulturelle Bildung ist gerade für Kinder aus sozial benachteiligten, bildungsfernen Schichten von großer Bedeutung. Sie unterstützt die Kinder in ihrer individuellen Entwicklung und wirkt sozialer Ausgrenzung entgegen. Museen als Orte der Bildung und Auseinandersetzung mit dem kulturellen Erbe bieten besonders vielfältige Möglichkeiten, eigenständiges Lernen zu fördern, kreative Fähigkeiten zu entwickeln und den kulturellen Horizont zu erweitern.

Kinder in Förderschulen stammen zu einem Großteil aus sozial benachteiligten Familien und sind mit Entwicklungs- und/oder Lernhemmnissen belastet.

Teilnehmende

123 Kinder aus 10 Klassen aus sechs Förderschulen aus Nürnberg und Fürth. Insgesamt 12 Lehrerinnen, mehrere pädagogische Hilfskräfte zur Begleitung der Gruppen, sechs Museumspädagoginnen, die Evangelische Hochschule Nürnberg zur Unterstützung der Evaluation, eine Projektleiterin. Die Partnerschulen liegen zum Teil in innerstädtischen sozial schwierigen Stadtteilen. Die betreffenden Förderschulklassen haben einen hohen Anteil von Schülern/Schülerinnen mit Migrationshintergrund.

Auswertung

Basierend auf Evaluationsbögen der Zwischenauswertung und den protokollierten Interviews mit den Lehrerinnen und den Museumspädagoginnen. 

  • Steigerung der Sicherheit und des Selbstbewusstseins 
  • Erhöhung der sprachlichen Leistungen 
  • Stärkung der kulturellen Verbindung
  • Wertschätzung alter Dinge
  • Erlernen von Konventionen
  • Fähigkeit Erlerntes zu übertragen
  • Kompetenz sich in fremden Räumen zu orientieren
  • Genaues konzentriertes Sehen
  • Museum als Ort, der begeistert 
     

Rückmeldung zu den Museumspädagoginnen und dem KPZ
Gelobt wurde von allen Seiten das gut angepasste Sprachniveau der Museumspädagoginnen. Besonders hervorgehoben wurde, dass die Museumspädagoginnen trotz vieler Nachfragen und Zwischenfragen den roten Faden der Veranstaltung nicht aus den Augen verloren haben. Die Museumspädagoginnen haben zum großen Teil das Projekt auch als eine persönliche Herausforderung gesehen. Der Blick auf die Kinder hat sich geändert, das Wissen um die Hintergründe der Kinder hat den geduldigeren und offeneren Zugang zu den Kindern ermöglicht, auch eine neue Gesprächsbereitschaft , die von den Kindern auch mit größerer Gesprächsbeteiligung honoriert wurde.

Sicherlich sind die Lehrerinnen pädagogische Fachkräfte, durch die Situation an den Schulen besteht jedoch selten die Möglichkeit der gegenseitigen Hospitation und Reflexion. Das Projekt hat den Lehrerinnen genau diese Möglichkeit gegeben. Sie konnten Einblick  in ein anderes pädagogische Arbeiten gewinnen und die Schülerinnen beobachten, ohne in der aktiven Rolle der Unterrichtenden zu sein.

Die Organisation des Projekts wurde durchwegs gelobt. Das KPZ als kompetenter Partner in Museen, auch für Förderschülerinnen und Förderschüler erkannt und geschätzt.

Fazit

Die Ergebnisse der Gespräche und der Evaluationsbögen der Zwischenauswertung geben einen Einblick, wie sich die intensiven Begegnungen mit Museen nachhaltig auswirken können. Die 123 Kinder haben dieses Schuljahr, in der Vielzahl der Schuljahre, sicherlich besonders in Erinnerung als das Schuljahr, in dem wir in den Museen waren. Der am Anfang des Projekts formulierte Satz “Die Kinder sollen in den Museen heimisch werden“, ist für die Kinder  Realität geworden. Wenn möglich, werden die Kinder noch mal in einem oder zwei Jahren befragt, um so zu überprüfen, welche mittelfristigen Wirkungen zu erkennen sind.

Kompletter Bericht der Projektrunde 1 als PDF